Instandhaltungs­prozess

300 mal um die Welt: Bevor ein ziviles Flugzeugtriebwerk zum ersten Mal überholt wird, legt es rund 12 Millionen Kilometer zurück. Mit Erfahrung, Expertise & Präzision sorgen wir dafür, dass es weiterhin so zuverlässig läuft.

Präzision

für höchste Sicherheit

 

Ein Rolls-Royce Triebwerk besitzt mehr als 15.000 Einzelteile. In einem strukturierten und streng kontrollierten Prozess analysieren, reinigen, reparieren oder ersetzen wir, was notwendig ist und machen das Triebwerk startklar für die nächsten Jahre im zuverlässigen Flugbetrieb.

Leistung

nach Maß

 

Den Umfang unserer Instandhaltungsarbeiten bestimmt stets der Kundenauftrag. Unsere Produktionsplaner setzen diesen nach der Eingangsuntersuchung des Triebwerks, unter Beachtung der gesetzlichen Anforderungen und der Herstellervorgaben, in detaillierte Arbeitspläne um.

Effizienz

in allen Prozessen

 

In einer getakteten Flow-Line in U-Form gelangen die Triebwerksteile von einer Station zur nächsten. Die optimierte Anordnung aller Funktionsbereiche, Werkzeug- und Werkstoffbahnhöfe gewährleistet einen effizienten Materialfluss, maximale Flexibilität, kurze Wege und höchstmögliche Transparenz.

Vertikale Triebwerksdemontage

In unserer Werkshalle, dem Repair and Overhaul Shop, erfolgt die behutsame Zerlegung jedes Triebwerkes in seine Einzelkomponenten. Bei der Eingangsprüfung wird das Triebwerk zunächst auf verdeckte Beschädigungen untersucht.

Anschließend werden alle nicht-modularen Teile, wie z.B. Rohrleitungen, abgebaut. Ein Kran bringt das Triebwerk nun in die senkrechte Position. Diese vertikale Methode, einzigartig für N3, ermöglicht eine materialschonende Demontage der Triebwerksmodule. Mit Hilfe spezieller elektronisch-mechanisch betriebener Hebebühnen arbeiten die Mechaniker an allen vier Triebwerkstypen besonders effizient und ergonomisch. Die Module werden in den Modulzerlegungsbereichen anschließend in ihre Einzelteile oder Unterbaugruppen demontiert.

Bauteilreinigung

Herzstück des Bereiches ist die Reinigungsanlage, mit insgesamt 28 Reinigungsbecken zum Entfetten, Entzundern, Entlacken und Entrosten. Jedes Becken fasst rund zwölfeinhalb Kubikmeter Inhalt und ermöglicht die Bearbeitung von Bauteilen mit einem Durchmesser bis zu 2 Meter und einem Gewicht bis zu 500 kg.

Der gesamte Reinigungsbereich ist versiegelt. Die Abluft wird abgesaugt und im Keller zur Wiederverwendung aufbereitet. Das Prozesswasser verbleibt in der Cleaning Line und lässt sich durch eine mehrstufige Rotation mehrmals nutzen. Ergänzt durch mehrere Strahlanlagen und flexible Handarbeitsplätze ist eine individuell angepasste Reinigung nahezu aller Bauteile möglich.

Werkstoffprüfung

Nach dem Reinigungsprozess untersuchen unsere Mitarbeiter die Triebwerksteile auf Beschädigungen. Angewendet werden dabei zerstörungsfreie Prüfverfahren, die so genannten NDT-Verfahren (Non-Destructive Testing). Dazu gehören unter anderem die Farbeindringprüfung (Fluorescent Penetrant Inspection - FPI), die Magnetpulverprüfung (Magnetic Particle Inspection - MPI) und die Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung per Ultraschall (Ultrasonic Verfahren).

Für besonders kritische Triebwerksteile wie etwa die Schaufeln oder Schweißnähte sind weitere Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung vorgeschrieben: Während bei FPI und MPI die Auswertung der Erfahrung und dem geschulten Auge des Mitarbeiters überlassen ist, liefern Wirbelstrom- und Ultraschallprüfung ein exaktes Messergebnis.

Befund

Hier werden alle Triebwerksteile und Komponenten mit den zulässigen Grenzwerten verglichen und auf ihre Wiederverwendbarkeit bzw. Reparaturfähigkeit beurteilt. Entsprechend der Beschädigungen wählen unsere Mitarbeiter notwendige Reparaturverfahren unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus. 

In Befundberichten dokumentieren sie genauestens alle Verschleißspuren. Ist ein Teil intakt, wird es in den Bereich „Bereitstellung“ geleitet. Ist eine Reparatur notwendig, wird das entsprechende Teil zur N3 internen Reparaturwerkstatt transportiert oder zur externen Bearbeitung und Reparatur versandt. Ausgetauschte Teile bewahren wir bis zur fachgerechten Entsorgung in unserem Lager.

Reparatur

Neben der Instandhaltung aller Triebwerksteile leistet N3 auch deren Wiederherstellung bis hin zur Neuteilqualität. Auch Einzelreparaturen für internationale Kunden realisieren wir zuverlässig. 

Nach der Befundung entscheidet sich, ob das Teil ersetzt, repariert oder überholt werden muss. Unsere Reparaturplaner setzen jeden Auftrag unter Beachtung der gesetzlichen Anforderungen und der Herstellervorgaben in detaillierte Arbeitspläne um. So garantieren wir unseren Auftraggebern eine schnelle und zuverlässige Umsetzung.

In unseren hochmodernen Maschinenpark lassen sich komplexe Aufarbeitungen, Reparaturen und Modifikationen komplett vornehmen. Detaillierte Informationen zu allen Reparaturprozessen finden Sie hier.

Modulmontage, Wuchten und Schleifen

Für die Montage des Triebwerks werden alle Teile – unbeschädigte, neue und reparierte – für jedes Modul einzeln zusammengestellt. Die Mechaniker bauen die Module auf, schleifen und wuchten diese und leiten sie nach interner Abnahme in die Triebwerkendmontage weiter.

Das Schleifen der Rotorenspitzen mittels Hochgeschwindigkeit-Schleifmaschine optimiert den Spalt zwischen Rotor und Stator (Gehäuse). Dadurch werden der Wirkungsgrad des Triebwerks verbessert und sein Kerosinverbrauch gesenkt.

Da selbst kleinste Unwuchten bei bestimmten Frequenzen zu starken Schwingungen im System führen können, nimmt N3 auch das Auswuchten der mit hoher Drehzahl rotierenden Triebwerksturbinen und -verdichter vor. Dadurch erhöhen wir ihre Lebensdauer und letztlich die Sicherheit der Triebwerke.

Triebwerksmontage und Abnahme

Die abschließende Montage des Triebwerks erfolgt ebenfalls im vertikaler Aufhängung. Sie erfordert höchste Disziplin, denn schon die geringste Beschädigung kann ein teures Triebwerkssteil unbrauchbar machen. Aus diesem Grund arbeiten wir bei N3 wird nach den modernsten Qualitätssicherungsverfahren: Jeder Arbeitsgang und jedes montierte Teil wird überprüft und in den Montageunterlagen protokolliert. Permanente Kontrollmessungen und das gemeinsame Durchführen zusätzlicher Sichtkontrollen nach dem Vieraugenprinzip sorgen für eine weitere Absicherung.

Nach der Montage des gesamten Triebwerks prüft das freigabeberechtigte Personal alle geleisteten Instandhaltungsschritte und gleicht diese mit den Kundenvorgaben, Arbeitsplänen und Herstelleranforderungen ab. 

Triebwerkstest und Versand

Der N3 Prüfstand ist einer der derzeit weltweit größten und modernsten in einem Überholungszentrum.

In der Testzelle mit einem Querschnitt von 14 x 14 Metern überprüfen wir die Leistung jedes Triebwerks, ganz gleich mit welcher Eingriffstiefe es bei N3 bearbeitet wurde.

Der Prüflauf wird unter strengsten Sicherheitsvorschriften in verschiedenen, vom Hersteller Rolls-Royce vorgeschriebenen Stufen durchgeführt: Es muss exakt nachgewiesen werden, dass das Triebwerk über die notwendige mechanische Funktionalität sowie die vorgegebene Leistung verfügt.

Technische Daten des Prüfstands

  • Querschnitt der Testzelle: 14 m * 14 m
  • Gesamtlänge: 110 m
  • Höhe Ansaugturm: 23 m, Höhe Abgasturm: 32 m
  • Maximaler Luftdurchsatz: 3.600 kg/s entspricht einem Volumen von 5 Einfamilienhäusern
  • Zulassung bis zu einem Schub von 150.000 Pfund (lbf, pound weight) / 667 kN

Die Testzelle wurde mit einer Schalldämmung nach modernsten Erkenntnissen der Akustikforschung mit mehreren Dämpfungssystemen versehen.

Hat das Triebwerk den Prüflauf bestanden, folgt der abschließende Vergleich des Motors mit den von Rolls-Royce definierten Vorgaben und der Versand zurück zum Kunden.

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